Die erste Woche

17. October 2012

Unglaublich, dass es erst eine Woche ist.
Bei all den Sachen die in der letzten Zeit passiert sind kommt es mir vor als wäre ich schon eine Ewigkeit hier.

Am Donnerstag konnte ich es nach dem Einkaufen von gefühlten 50 Sachen, die ich am Mittwoch vergessen hatte, nicht mehr abwarten. Obwohl “nur” mittlere 14-16 Knoten Wind waren, wofür normalerweise in Kapstadt keiner einen Kite aufpumpt, war die erste Kitesession mit dem 12er angesagt. Leider war sie aber auch sehr schnell wieder vorbei. Nach ein paar Minuten bemerkte ich, dass meine Füße pechschwarz waren und nach Öl stanken. Da habe ich wohl etwas Öl vom Wrack abbekommen..
Seit 2009 liegt ein Wrack vor dem Bloubergstrand. Es ist inzwischen fast vollkommen auseinandergebrochen. Eigentlich war das sogar eher gut für das Surfen und Kitesurfen in Kapstadt da durch das Wrack Sandbänke entstanden sind, an denen sich schöne Wellen aufbauen.
Nick Jacobsen ist 2mal von einem der Kräne des Wracks gesprungen als es noch etwas besser zurecht war und hat währenddessen eins der wohl spektakulärsten Kitevideos der letzten Jahre aufgenommen.
Der negative Effekt des Wracks ist aber das austretende Öl, das zuletzt im August große Teile des Bloubergstrands verschmutzt hat. Bei auflandigem Wind kommen wohl immer noch einzelne Ölflatschen aus dem Wrack und treiben in Richtung Strand.
So einen habe ich wohl erwischt. Dummerweise hat der Kite beim Landen auch noch etwas Öl abbekommen. Es war also Schrubben angesagt. Mit etwas Terpentin wurde aber am Ende alles wieder sauber. Mal schauen was der Kite in ein paar Wochen zu der Terpentinbehandlung sagt :D

Nach dem etwas ernüchternden Kite-Donnerstag war Freitag Braai abgesagt. Braai ist quasi die südafrikanische Version von Grillen. Das Grillfleisch hier ist extrem gut und irgendwie etwas ganz anderes als in Deutschland. Da es wohl anscheinend so etwas wie ein Grundrecht auf Braai gibt, sind die Preise ziemlich erträglich. Ich hatte 300g Rumpsteak für 2,50€. Ich weiß nicht ob ich in Deutschland jemals besseres Fleisch gegessen habe, vom Grill schon garnicht.
Später habe ich dann noch mit Christine geschrieben, die ich in Deutschland durch das Ganze Hin und Her mit meinem Arbeitsvisum kennengelernt habe. Sie hatte damals die gleichen Probleme und ist inzwischen schon seit mehr als einem Monat in Capetown.
Samstag wollte sie mit einigen Freundinnen nach Hermanus zum Whalewatching fahren. Ich musste mich also zwischen 25 Knoten direkt vor der Haustür und Whalewatching entscheiden. Da die Walsaison schon im November größtenteils vorbei ist, habe ich mich zum Glück für die Wale entschieden.

Nach guten 2 Stunden Fahrt entlang wunderschöner Küstenstraßen schipperten wir also am Samstag auf einem kleinen Motorboot den Walen entgegen.

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Eigentlich hatte ich Whalewatching immer so erwartet, dass man die Wale aus 500m - 1km Entfernung mit dem Fernglas beobachtet. Falsch gedacht: Als wir zwei Walkühle (wenn ich mich richtig erinnere Southern Right Whales) mit ihren Jungen gefunden hatten, fingen sie munter an unter dem Boot durchzutauchen und mit ihm zu spielen. Ein unbeschreibliches Erlebnis.

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Nach einem (leider nicht ganz vollständigem) Gruppenfoto wollten wir dann auch schon fast wieder Richtung Capetown aufbrechen.

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Zum Glück haben wir damit aber noch ein wenig gewartet. Denn direkt vor dem Hafen sprang auf einmal ein Wal aus dem Wasser. Das war wohl selbst für die versammelten Guides ungewohnt, denn auch sie haben fleißig Fotos geknipst. So haben wir sogar das noch gesehen - obwohl die Wale die wir vom Schiff aus gesehen haben wohl alle ein wenig sprungfaul waren :D

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Am Sonntag war dann endlich Kiten angesagt. Morgens war der Wind mit 18-20 Knoten schon gut und das Wasser ölfrei ;). Nach dem Aufwachen konnte ich von meinem Fenster aus schon den ersten Kiter sehen.

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Über den Temperaturunterschied der Luft und des Wassers hier habe ich schon viel gehört, aber wenn man dann das erste Mal so richtig ins Wasser knallt kommt es trotzdem sehr überraschend. 10°C Wasser passen irgendwie nicht zu 20-25°C Luft + Sonne.

Am Nachmittag ging es auf einen Downwinder, meinem ersten überhaupt. Wir sind mit Autos zum Sunset Beach gefahren und dann zurück zum Haus gekitet. Reine Luftlinie ungefähr 6 Kilometer.

Das Foto von der Fahrt ist von Vincent , da ich selber keine Kamera dabei hatte.

Auf dem Downwinder war ich mit dem 8er leider vollkommen überpowered, der Wind hatte inzwischen auf 35 Knoten aufgefrischt. Aber es hat trotzdem viel Spaß gemacht. Es ist etwas komplett anderes mal einfach nur den Strand runterzufahren und sich nicht andauernd darum zu bemühen, nicht zuviel Höhe zu verlieren.
Als wir am Wrack vorbeikamen tauchte neben mir auf einmal etwas Schwarzes aus dem Wasser auf. Nachdem ich zuerst ziemlich überrascht war, bemerkte ich das es ein Pinguin war. Irgendwie das letzte womit ich gerechnet hatte :). Als wir wieder am Beach House ankamen ging ein wunderbarer Kitetag zu Ende.

Montags war das erste Mal Arbeiten angesagt. Morgens habe ich mir auch endlich eine südafrikanische Simkarte besorgt.
Bei Platform45 gefiel es mir auf Anhieb richtig gut. Die ganze Atmosphäre erinnert mich sehr an Zweitag. Das Unternehmen befindet sich allerdings in einer vollkommen anderen Welt als unser Beach House, was mich zuerst ziemlich umgehauen hat. An unserem Haus läuft ab und an mal ein Obdachloser vorbei oder es fahren Pickups mit 15 Leuten auf der Ladefläche vorbei. Manche Häuser im Viertel würde man in Deutschland wohl eher als Bruchbuden bezeichnen. All das habe ich schon länger als vollkommen normal für Capetown verbucht und es gehört irgendwie zum Stadtbild. Entsprechend überrascht war ich, als ich auf dem Weg zur Arbeit nach 2 Schranken inkl. Pförtner in einem vollkommen abgeschotteten Businesspark stand.

Die Kollegen sind aber alle ganz normale Typen und ich freue mich schon darauf, ein halbes Jahr mit ihnen zusammenzuarbeiten :)

Der Dienstag bestand größtenteils aus Arbeiten - mit der Ausnahme das Ivor, ein Arbeitskollege, mir Mittags sein Haus zeigte. Er hatte sein Mittagessen Zuhause vergessen und sah das als guten Grund, mit mir ein wenig durch Capetown zu fahren. Er wohnt direkt unterhalb des Signal Hill, mit einem traumhaften Ausblick über die Bucht. Der Name des Bergs kommt daher, dass an seinem Hang eine Kanone aufgebaut ist die früher jedes Mal abgefeuert wurde, wenn ein Schiff in den Hafen einfuhr. Heute wird sie wohl immer noch jeden Tag um 12h abgefeuert. Ivor meinte das seine Fenster dann ordentlich rappeln ;)

Mittwoch musste ich meinen bisherigen Mietwagen zurückgeben. Leider habe ich die Autofrage in der vergangenen Woche etwas schleifen lassen.. Weil es ja so viele Sachen gibt die mehr Spaß machen ;). Plötzlich musste also alles ganz schnell gehen. Selbst ein Auto zu kaufen war relativ schnell erledigt, weil die Versicherung für unter 25-Jährige Nicht-Südafrikaner nicht bezahlbar ist. Also ist Mieten angesagt. Letztendlich bin ich bei einem 30 Jahre alten Mercedes W123 gelandet, bei dem mehrere Kiteboards quer in den Kofferraum passen :). Hätte schlechter laufen können. Am Freitag hole ich den Wagen ab, bis dahin nimmt mich ein Kollege zur Arbeit mit.
Hier noch ein (wohl sehr vorteilhaftes) Bild des Autos von der Homepage des Anbieters, aufgenommen auf dem Signal Hill:

Acker Car Rentals

Da der Kollege der mich im Moment mit zur Arbeit nimmt immer nur bis 16h an der Arbeit ist und danach von Zuhause weiterarbeitet, war ich Mittwoch schon recht früh Zuhause. 20 Knoten und kein einziger Kiter auf dem Wasser vor dem Haus - schnell den Rucksack in die Ecke geschmissen, den Neo angezogen und raus aufs Wasser :). So habe ich mir Capetown vorgestellt. Zum ersten Mal habe ich mich ein wenig in die Wellen getraut, da sie diesmal nicht so groß waren wie bei den bisherigen Sessions. Wavekiten mit dem Twintip hat besser funktioniert als erwartet und ich freue mich schon darauf, es bald mal mit einem Waveboard zu probieren. Bis die Sonne komplett weg war bin ich nicht vom Wasser gekommen. Erst als es kurz nach 19h dann langsam dunkel wurde, war es an der Zeit einzupacken.

Jetzt freue ich mich schon aufs Wochenende, es sind durchgehend 20-30 Knoten angesagt :)

Bis dann und viele Grüße aus Capetown
Jan

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